27. Spieltag: 1.FC Magdeburg - Hannover 96

Sonntag, 31.03.2024, 13:30 Uhr
Heinz-Krügel-Stadion

Zwei Wochen nach der Demontage von Karlsruhe erwartet der 1. FC Magdeburg den seit vier Spielen sieglosen Tabellenfünften Hannover 96. Es ist der zweite Gastauftritt für die Niedersachsen im HKS, die bei ihrem Premierenbesuch die Fehler der Heimmannschaft gnadenlos bestraften und sie mit 4:0 abfertigten. Im Rückspiel wiederum schlug der FCM mit 2:1 zurück.

Rückblick auf das Hinspiel: Atiks Geniestreich genügt nicht zum Punktgewinn
Die erste Begegnung der laufenden Spielzeit fand ebenfalls unmittelbar nach einer Länderspielpause statt (Zusammenfassung). Die Magdeburger ließen sich vom frühen Anlaufen der Hausherren zu Fehlern zwingen, wie beim 0:1 nach zehn Minuten, als Jannik Dehm einen Pass von Daniel Efadli abfing, Louis Schaub an der Strafraumgrenze in die Mitte dribbelte und Leon Bell Bell den Ball direkt in die Füße von Enzo Leopold grätschte, dessen Schuss aus dem Rückraum unhaltbar für Dominik Reimann abgefälscht wurde. In der Folge hatten beide Seiten ihre Chancen und kurz vor der Pause forderten die Gäste den Elfmeterpfiff, nachdem Luca Schuler von Phil Neumann zu Fall gebracht wurde. Doch weder Schiedsrichter, noch der VAR erkannten ein strafstoßwürdiges Vergehen. Im zweiten Abschnitt brachte Baris Atik seine Mannschaft mit einem fantastischen Kunstschuss aus der Distanz zurück (57.). Aber nur vier Minuten später kam der nächste Nackenschlag, als der Unparteiische wegen eines unglücklichen Handspiels von Elfadli auf Strafstoß entschied und Spezialist Cedric Teuchert bereits zum sechsten Mal in der Saison vom Elfmeterpunkt traf. Die Elbestädter stemmten sich zwar unermüdlich, aber letztendlich glücklos gegen die Niederlage.

Der Saisonverlauf der 96er: Durchhänger nach Derbysieg, starker Rückrundenstart
Durch den Hinspielerfolg kletterten die Roten auf den vierten Platz und nach einem Dämpfer auf Schalke (2:3) erreichten sie mit dem 2:0 gegen Erzrivale Braunschweig sogar den Relegationsrang. Doch ähnlich wie in der Vorsaison konnten sie das Niveau nicht halten und gewannen keines der letzten fünf Duelle bis zur Winterpause. Zum Rückrundenauftakt kam die Elf von Trainer Stefan Leitl erneut nicht über ein 2:2 gegen Elversberg hinaus, nahm anschließend aber Fahrt auf und siegte vier Mal am Stück. Vor allem beim 4:3 im Hamburger Volkspark bewiesen die 96er ihren Siegeswillen, als Sebastian Ernst in der achten Minute der Nachspielzeit den finalen Treffer erzielte. In der Woche darauf bezwangen sie Fürth genauso dank eines späten Tores.

Das Momentum wendet sich erneut: vier Spiele ohne Sieg
Nachdem Hannover am 22. Spieltag wieder auf einen Zähler an den Tabellendritten herangerückt war, ging das Momentum wieder verloren. Beginnend mit dem 0:1 bei Schlusslicht Osnabrück liefen sie nun in jeder Partie einem Rückstand hinterher, weshalb es gegen Düsseldorf, Wiesbaden und Kaiserslautern nur zu einer Punkteteilung reichte. Diese Schwäche haben sie mit dem FCM gemein: erst ein Mal gewannen sie nach einem Rückstand. Bei aktuell vier Punkten hinter dem Relegationsplatz müssen die Niedersachsen wieder eine Schippe drauflegen, um noch auf den Aufstiegszug aufzuspringen.

Hannovers variabler Angriff: Vier treffsichere Mittelstürmer
Die Leitl-Truppe zeichnet sich durch eine große Flexibilität in der Offensive aus. Obwohl Teuchert seinen Stammplatz inzwischen verloren hat, führt er mit 10 Toren unverändert die interne Liste an und traf in der Rückrunde auch zwei Mal nach Einwechslung. Auf den Rängen folgen Routinier Harvard Nielsen (7 Tore) und Emporkömmling Tresoldi. Der 19-jährige gehört seit dem Rückrundenbeginn zur Startformation und markierte vier seiner sechs Saisontore in diesem Jahr. In besonders guter Form ist derzeit Andreas Voglsammer, der in jedem der letzten drei Spiele traf. Er ist der effizienteste von allen vier Stürmern, machte aus 3,8 xG schon sechs Tore.

Mittelfeldmann Leopold als entscheidender Passgeber
Dass der Angriffsmotor in den letzten Wochen vermehrt stockte, mag daran liegen, dass der beste Vorlagengeber Derrick Köhn Anfang Februar an Galatasaray Istanbul verkauft wurde. Seitdem probierte Leitl verschiedene Varianten aus, zuletzt durfte Bright Arrey-Mbi als Linksverteidiger ran. Der wichtigste Schussvorbereiter hat seinen Platz im zentralen Mittelfeld: Hinspieltorschütze Leopold. Er gewinnt die drittmeisten Tacklings im Ligavergleich (60) und legte 47 Abschlüsse mit seinen Pässen vor. Nachdem er das Jahr 2022 wegen eines Achillessehnenrisses komplett verpasste und sich mühsam wieder heranarbeiten musste, ist der Ex-Magdeburger Ernst nun wieder als Stammkraft gesetzt.

Das spielstarke Abwehrgespann aus Halstenberg und Neumann
Abzüglich der Elfmetertore liegt Hannover mit 37 Treffern knapp hinter dem Erwartungswert von 38,2 xG zurück und lässt nach dem FC St. Pauli die zweitwenigsten xG zu (29). Für die Balleroberungen vor der Abwehr sorgt Fabian Kunze, der die zweitmeisten Zweikämpfe der Liga gewinnt (11,5 pro Spiel), aber auch die meisten Fouls begeht (56). In der letzten Reihe bilden Marcel Halstenberg und Phil Neumann ein stabiles Gespann, die nicht nur bei den Klärungsaktionen zur Ligaspitze gehören (Platz 7 und 12), sondern gleichwohl mit den zweit- bzw. viertmeisten angekommenen langen Bällen das Spiel ankurbeln. Dazu steht mit Ron-Robert Zieler ein Weltmeister im Tor, der immer mal für eine Glanzparade gut ist. Der Gast reist mit voller Kapelle und einem Erfolgserlebnis im Testspiel gegen Werder Bremen (3:1) in die Elbestadt, um den Anschluss nach oben zu wahren.

Die Lage beim Club: Wie wirkt das Karlsruhe-Debakel nach?
Nach dem Totalausfall in Karlsruhe herrscht beim 1. FC Magdeburg Unklarheit, wie der Status Quo zu bewerten ist. Innerhalb von nur 90 Minuten schlug der Ball häufiger im eigenen Tor ein als in den acht Spielen zuvor. Einerseits trieben es die Blau-Weißen mit der spielerischen Herangehensweise zu weit und legten dem Gegner drei Tore direkt auf. Darüber hinaus präsentierten sie sich erschreckend passiv und ergaben sich ihrem Schicksal fast ohne Gegenwehr. Die Ratlosigkeit ergriff auch Trainer Christian Titz, der weder die Ausrichtung seiner Mannschaft änderte, noch mit seinen vier Wechseln zur Halbzeit etwas bewirken konnte.

Abwehrchef Müller als Leitfigur gefordert
Die Niederlage von historischem Ausmaß stellt für alle Beteiligten eine unbekannte Herausforderung dar. Zudem wartet der FCM seit drei Partien auf einen Torerfolg. Als Hoffnungsträger kehrt der in Karlsruhe schmerzhaft vermisste Tobias Müller nach seiner Erkältung zurück. Die Führungsqualitäten des Abwehrchefs sind gefragt, um den Teamkollegen die nötige Sicherheit zu geben. Für den gelbgesperrten Bell Bell dürfte Herbert Bockhorn in die Startelf rücken. Durch die Verletzungen von Connor Krempicki und Xavier Amaechi fehlen mögliche Alternativen, sodass keine großen Veränderungen in der Aufstellung zu erwarten sind.

Kommt am Ostersonntag die Wiederauferstehung der Mannschaft?
Demzufolge sind weitgehend dieselben Akteure in der Pflicht zu beweisen, dass die Schmach vom Wildpark nur ein Ausrutscher war. Dafür müssen sie sich wieder auf die Grundtugenden besinnen: mit voller Konzentration und Konsequenz zur Sache gehen, unnötiges Risiko vermeiden und als geschlossene Einheit agieren. Auf die Unterstützung ihrer Fans können sie auf jeden Fall zählen, denn das Stadion ist so gut wie ausverkauft. Die blau-weiße Anhängerschaft steht zusammen und gibt alles, damit ihre Mannschaft am Ostersonntag aufersteht.